Tee-Glashalter aus versilbertem Messing, wohl 1960er Jahre
Abgebildet ist hier eine Szene aus der Fabel:
"Kosjol und Lißa" - "Ziegenbock und Fuchs "
Meister Reineke ging an einem heißen Sommertag mit seinem Freund, dem
Ziegenbock, spazieren. Sie kamen an einem Brunnen vorbei, der nicht sehr tief
war. Der muntere Bock kletterte sofort auf den Brunnenrand, blickte neugierig
hinunter und sprang, ohne zu zögern, in das kühle Naß.
Der Fuchs hörte ihn herumplatschen und genüßlich schlurfen. Da er selber
sehr durstig war, folgte er dem Ziegenbock und trank sich satt. Dann sagte er zu
seinem Freund: "Der Trunk war erquickend, ich fühle mich wie neugeboren.
Doch nun rate mir, wie kommen wir aus diesem feuchten Gefängnis wieder
heraus?"
"Dir wird schon etwas einfallen", blökte der Bock zuversichtlich
und rieb seine Hörner an der Brunnenwand. Das brachte den Fuchs auf eine Idee.
"Stell dich auf deine Hinterbeine, und stemme deine Vorderhufe fest gegen
die Mauer", forderte er den Ziegenbock auf, "ich werde versuchen,
über deinen Rücken hinaufzugelangen."
"Du bist wirklich schlau", staunte der ahnungslose Bock, "das
wäre mir niemals eingefallen." Er kletterte mit seinen Vorderfüßen die
Brunnenwand empor, streckte seinen Körper, so gut er konnte, und erreichte so
fast den Rand des Brunnens.
"Kopf runter!" rief der Fuchs ihm zu, und schwupps war er auch
schon über den Rücken des Ziegenbocks ins Freie gelangt. "Bravo,
Rotschwanz!" lobte der Bock seinen Freund, "du bist nicht nur
gescheit, sondern auch verteufelt geschickt."
Doch plötzlich stutzte der Ziegenbock. "Und wie ziehst du mich nun
heraus?"
Der Fuchs kicherte. "Hättest du nur halb soviel Verstand wie Haare in
deinem Bart, du wärest nicht in den Brunnen gesprungen, ohne vorher zu
bedenken, wie du wieder herauskommst. Jetzt hast du sicher Zeit genug dazu. Lebe
wohl! Ich kann dir leider keine Gesellschaft leisten, denn auf mich warten
wichtige Geschäfte."